In Ungarn geboren und aufgewachsen, kam Imre Török: als jugendlicher Flüchtling in die Bundesrepublik. Nach Erlernen der deutschen Sprache Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Tübingen, Schüler des Philosophen Ernst Bloch.
Berufliche Stationen: Dozent in der Erwachsenenbildung, Flüchtlingsarbeit, Ghostwriter, Journalist, Leiter eines städtischen Theaters, Dozent für Kreativität.
Seit 1990 lebt Imre Török als freiberuflicher Schriftsteller im Allgäu, zeitweilig in Berlin und in der Türkei.
Über zwanzig Buchveröffentlichungen: Romane, Kurzgeschichten, Sachbücher, Essays, moderne Märchen. Mitarbeit am Kinofilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (nominiert für den Oscar 2006).
Leiter des Literaturprojekts „Worte gegen rechts“ seit 2011.
Bundesvorsitzender des Verbands deutscher Schriftsteller (VS) 2005 – 2015, Mitglied des PEN Zentrums Deutschland.
www.imre-toeroek.de
Lieferbare Titel von Imre Török:
– Akazienskizze. Neue und alte Geschichten. Phantasieflüge. Prosa, 230 S., 14,0 × 20,0 cm; ISBN: 978-3-937139-69-2; 14,80€
– Insel der Elefanten. Roman. (EPIK- Sammlung); 402 Seiten, 14,0 × 20,0 cm; ISBN: 978-3-937139-91-3; 19,90€
– Arzu Alır: Wenn Satan sich zum Rosenzweig beugt. Gedichte. Mit einem Nachwort von Imre Török:. Aus dem Türkischen übersetzt von Achim Martin Wensien und überarbeitet von Imre Török:.(LYRIK) 120 S. ISBN: 978-3-937139-84-5; 14,00€.
– Imre Török: Das Buch Luzius. Märchen und andere Wahrheiten. Erzählungen. (EPIK Sammlung). 190 S. ISBN: 978-3-86356-026-3; 14,00€
– Das Buch Luzius. Märchen und andere Wahrheiten. Erzählungen. Illustrierte Ausgabe. Illustriert von Libuše Schmidt (EPIK Sammlung). 204 S. ISBN: 978-3-86356-059-1; 16,50€
– Wanderer. Zwischenwelten. Mit 19 Zeichnungen von Libuše Schmidt. Prosa. Flexibler Einband mit Schutzumschlag, 334 Seiten; ISBN 978-3-86356-122-2; 21,90 €
– Die Königin von Ägypten in Berlin. Illustrationen: Emir Roda Alır. Prosa. Flexibler Einband mit Schutzumschlag, 298 Seiten; ISBN 978-3-86356-150-5; 20,00 €
Über Imre Török:
Helga König im Gespräch mit dem Schriftsteller Imre Török über seinen Roman „Die Königin von Ägypten in Berlin“
Akazienskizze. Neue und alte Geschichten. Phantasieflüge
Dem Leser blättert sich eine Auswahl von ungefähr fünfzig Erzählungen, Kurzgeschichten und „Prosagedichten“ auf. Zum Teil kennt er einige der Erzählungen und Miniaturen schon aus Töröks anderen Büchern, doch ein guter Teil war bisher noch unveröffentlicht. Die Kritik rühmt ihn als „Meister verschiedener Tonlagen“, dem „Sprache Lebenselixier“ ist. Und tatsächlich, auch die bereits bekannten Stücke lesen sich in der neuen Zusammenstellung wieder frisch, spannend und unverbraucht.
Seine Phantasieflüge reichen bis zu den Sternen, von der Erde zum Himmel, sie schließen staunende und „philosophierende“ Ameisen und Glühwürmchen mit ein. Die Geschichten erzählen von Begegnungen in der Heimat und in der Fremde. Viele handeln vom Fremdsein, ein Thema, mit dem Török gut umgehen kann; denn er kam selbst als 14jähriger Flüchtling mit seiner Familie aus Ungarn.
Seine Wortspiele und Doppeldeutigkeiten sind leise-humorvoll und pointiert (z.B. „Über Herrn Fantas Tisch…“). Er hat viel Nachdenkenswertes zu sagen, trägt dabei nie dick auf, wenn er dem Leser einiges zum Thema Minderheit und Fremde, Vorurteile (z.B.. „Begegnung“) ins Herz schreibt.
Zu den Schwerpunkten gehören auch Freundschaft und Zivilcourage, mit zu den schönsten dieser Erzählungen gehören für mich die Märchen um die Ameise Horatius und das Glühwürmchen Luzius, die mit Humor und Wortwitz das Thema Minderheit in der Fremde beleuchten. Beiden Protagonisten hat Török in früheren Büchern mehrere Fortsetzungen gegönnt. Und einfach weitere „Märchen“, wundersam erzählt, die in anderen Welten spielen, umgedichtet und umgedeutet in die Brüche unserer Zeit (Dornrösia, „Der Ginökschorf“[Froschkönig] ).
In der Titelgeschichte geht es um das unbändige Verlangen nach Freiheit, Flucht und dem tragischen Ende. Der „Raben-Zyklus“ setzt sich aus mehreren unabhängigen Miniaturen zusammen – die doch wieder ein Ganzes ergeben – und darin meine Lieblingserzählung „Sanfter Hügel“, in der er an seinen Freund schreibt, nachspürt wo er sich jetzt befinden könnte. Über diese Sinnieren und Schreiben kommt ihm der Freund ganz nah, steht bereits hinter ihm.
Der Autor lässt auch Dichterkollegen aus Vergangenheit und Gegenwart zu Wort kommen: Nikolaus Lenau, im damaligen Ungarn geboren, ein ewig Reisender, der sich doch immer nach der Heimat sehnt. Mit ihm lässt Török einen Teil der ungarischen Geschichte an uns vorüberziehen. Mit dem Freiheitsdichter Christian Schubart lässt er uns anlässlich eines fiktiven Besuches des Studenten Wendel Ohnesorg einen Blick hinter die Kulissen der Geschichte nach den Türkenkriegen, Freiheitskriegen, Rückschlägen und visionären Ausflügen ins 3. Jahrtausend werfen. Zuneigung und freundschaftlicher Spott zeigen sich in der Erzählung „Umgebracht von Martin Walser“.
Trotz seiner realistisch-genauen Beobachtung schildert Török poetisch-anrührende Naturbeschreibungen, spielt mit erschreckenden und schönen Zukunftsvisionen. („Das Märchen von der tönenden Kugel“ – das Gegenstück zu Turmbau von Babel). Er spielt mit Worten und Bedeutungen (z. B. „Getürkt“ über seinen eigenen Namen, und über Bedeutungen ungarischer Wörter). Er beschreibt die Sehnsucht nach anderen Ländern (Ägypten – Afrika: „Utete – die Liebe zum Fluss“) mit deren Besonderheiten und Wunderlichkeiten. Humorvoll macht er sich aus tierischem Blickwinkel Gedanken über Menschen und die Spezies Dichter ins Besondere (Kanalstraße 4). Selbst Liebesgeschichten geraten ihm ironisch („Der Drucker“) Er denkt über sich selbst nach („Die Fahrt“), über sein erstes Gedicht, das er als 10jähriger in Ungarn schrieb und über die späteren Gedichte. Das alles mit leisem Schalk und Augenzwinkern.
Wer einmal das Glück hatte, Imre Török selbst seine Geschichten und Gedanken vortragen zu hören, wird es mit mir sehr bedauern, dass es immer noch keine Audio-CD von seinen Lesungen gibt. Da mischen sich Vortrag und Fabulierlust, der Hang zum Märchenhaften mit menschenfreundlicher Vision, das Nachdenken über den Mitmenschen und über sich selbst.
Imre Török: und Gerti Michaelis Rahr stellen ihre Bücher vor. TV über Unverhofft, Gerti Michaelis Rahr und Insel der Elefanten, Imre Török. (mehr)